1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Die Realität taugt weit weniger zur Schlagzeile
Arbeitsmarkt IW-Nachricht 13. Mai 2013

Die Realität taugt weit weniger zur Schlagzeile

Immer mehr Niedriglöhne, Aufstocker, Befristungen, Zeitarbeit, Werkverträge, Minijobs – so wird der deutsche Arbeitsmarkt zuweilen charakterisiert. Doch dieses Bild wird der Realität nicht gerecht. Politik und Medien sollten sich um ein realistischeres Bild bemühen und nicht nur auf die reißerische Schlagzeile schielen.

  • Es ist zwar richtig, dass der Anteil des Niedriglohnsektors am gesamten Arbeitsmarkt angestiegen ist. Allerdings sind im Niedriglohnsektor viele Jobs für Menschen entstanden, die vorher keine Chance am Arbeitsmarkt hatten. Die zusätzliche Beschäftigung im Niedriglohnbereich verdrängte entsprechend nicht besser bezahlte Beschäftigungsverhältnisse. Denn diese konnten anteilsmäßig ebenfalls zulegen.
  • Nur 17 Prozent der Niedriglohnbezieher sind gleichzeitig auch arm. Die Zahl der vollzeitbeschäftigten Aufstocker, also der Arbeitnehmer, die ihren Lohn mit Arbeitslosengeld II ergänzen müssen, nimmt außerdem beständig ab. Nur 290.000 Vollzeitbeschäftigte müssen momentan beim Job-Center Unterstützung beantragen. Das sind 1,4 Prozent der Vollzeitbeschäftigten insgesamt und 50.000 weniger als noch vor vier Jahren.
  • Auch Befristungen und Mini-Jobs nehmen – anders als im New-Economy-Boom der Jahre 1998 bis 2000 – keineswegs immer weiter zu. Vielmehr bleibt die Anzahl beider Beschäftigungsformen stabil. Im Umkehrschluss bedeutet das: Zum Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre haben weder Mini-Jobs noch befristete Beschäftigungsverhältnisse etwas beigetragen.
  • Die Zeitarbeit wächst im Trend tatsächlich an. Doch es gibt keinen Grund, Zeitarbeit als minderwertige, prekäre Beschäftigung anzusehen. Zeitarbeitnehmer sind vollwertige Arbeitnehmer, überwiegend sozialversicherungspflichtig und unbefristet vollzeitbeschäftigt, mit den gleichen Rechten etwa des Kündigungsschutzgesetzes oder des Teilzeit- und Befristungsgesetzes wie Arbeitnehmer in anderen Branchen.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Fokussiertes junges Mädchen, das im Obst- und Gemüseladen der Familie arbeitet
Wido Geis-Thöne IW-Trends Nr. 3 4. August 2023

Jobben in der Jugend: Eine Frage des Elternhauses

Ein zu ihren sonstigen Lebensumständen passender Nebenjob kann Jugendlichen helfen, am Arbeitsmarkt relevante Kompetenzen und Fertigkeiten zu erlernen und einzuüben.

IW

Artikel lesen
Interaktive Grafik iwd 10. Juli 2023

Der Arbeitsmarkt in Deutschland

Viele Erwerbstätige, wenige Arbeitslose und die EU-weit geringste Jugendarbeitslosenquote – für Arbeitnehmer sieht es auf dem deutschen Arbeitsmarkt sehr gut aus. Die Unternehmen haben allerdings mit dem ...

iwd

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880