Die IG Metall beklagt in ihrer neuen Studie die Ausbreitung „prekärer Beschäftigungsverhältnisse“ – und unterschlägt, dass diese geholfen haben, die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland zu überwinden.

Die halbe Wahrheit über prekäre Beschäftigung
Zeitarbeit gilt der IG Metall ebenso als „prekäre Beschäftigungsform“ wie befristete Beschäftigung, Minijobs und Teilzeitarbeit. Die zunehmende Verbreitung dieser Arbeitsverhältnisse geißelt der 2. Vorsitzende der Gewerkschaft, Detlef Wetzel, als „arbeitsmarktpolitischen Irrweg“. Bestätigt sehen sich die Gewerkschafter von der Studie „Prekäre Beschäftigung und Neuordnung auf dem Arbeitsmarkt“ des Instituts für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen. Als Kontrast zur gegenwärtigen Situation zeichnet die Gewerkschaft ein rosiges Bild der 1990er Jahre.
In Wirklichkeit war diese Zeit jedoch von steigender Arbeitslosigkeit geprägt. Im Jahr 1997 überstieg die Zahl der Arbeitslosen erstmals die 4-Millionen-Grenze und selbst der New-Economy-Boom einige Jahre später konnte den Trend nicht stoppen. Erst die Agenda 2010 brachte die Wende. Die damalige rot-grüne Regierung ersetzte die Arbeitslosenhilfe durch das Arbeitslosengeld II, besser bekannt als Hartz IV. Die neue Regelung erhöhte den Druck auf Arbeitslose, auch geringer entlohnte Stellen anzunehmen. Außerdem schaffte die Koalition die Anreize zur Frühverrentung ab, was die Erwerbsbeteiligung Älterer deutlich erhöhte. Diese Neuregelung – genauso wie die Liberalisierung der Zeitarbeit – verschaffte dem Niedriglohnsektor regen Zulauf.
Die Arbeitslosigkeit ist seitdem so stark gesunken, wie es kaum jemand für möglich gehalten hatte. In der Folge ist es sogar erstmals gelungen, die Sockelarbeitslosigkeit abzubauen, also den Anteil der Arbeitslosigkeit, der selbst dann bestehen bleibt, wenn die Konjunktur auf Hochtouren läuft. Menschen, die zuvor arbeitslos oder nicht erwerbstätig waren, fanden einen Job – mitunter in Teilzeit, mitunter befristet und mitunter auch zu geringen Löhnen. Das ist kein Hinweis auf eine „Auflösung der Arbeitsmarktordnung“, wie die IG Metall findet, sondern Ausdruck eines bemerkenswerten beschäftigungspolitischen Erfolges.

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