Deutschland exportiert deutlich mehr als es importiert. Der Leistungsbilanzüberschuss wird sich allerdings bald abschwächen – da sind sich viele Wirtschaftsforscher einig. Ländern wie Frankreich mit einem erheblichen Defizit in der Leistungsbilanz wird das allerdings nicht viel helfen. Entsprechend tut die OECD gut daran, von Frankreich weitreichende Reformen zu fordern.

Nur Selbsthilfe hilft wirklich
In Frankreich schrumpft die Wettbewerbsfähigkeit seit Jahren. Französische Unternehmen können dem internationalen Wettbewerb nicht mehr standhalten und verlieren Weltmarktanteile. Der Leistungsbilanzsaldo schrumpft seit 2001 und ist seit 2005 negativ. Das Defizit in der Bilanz erreichte 2012 einen Rekordwert.
Nicht nur die Europäische Kommission zeigt sich von dieser Entwicklung besorgt. Auch die OECD empfiehlt der französischen Regierung eine Reihe von Reformen, unter anderem die Förderung von Forschung und Innovationen, die Vereinfachung des Steuersystems aber auch weitere Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Zu Recht. Denn trotz der jüngsten Arbeitsmarktreform ist der französische Arbeitsmarkt mit hohem Mindestlohn und kurzen Arbeitszeiten international kaum wettbewerbsfähig und die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu.
Da hilft es nicht, dass auch von französischer Seite immer wieder argumentiert wird, dass dem hohen Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands zwangsläufig Defizite in anderen Ländern gegenüber stehen. Schließlich werden steigende Löhne hierzulande die Binnennachfrage ankurbeln und den Leistungsbilanzüberschuss von der Importseite her reduzieren. Doch wenn Länder wie Frankreich ihre Wettbewerbsposition nicht verbessern, wird ihnen das auch nicht viel nützen. Denn ohne weitreichende Reformen werden ihre Leistungsbilanzdefizite gegenüber anderen Exportnationen wie China weiter zunehmen – ganz gleich, ob Deutschland seinen Überschuss abbaut oder nicht.

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IW
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