Weil die Deutschen so oft zum Arzt gehen wie kaum ein anderer Europäer, folgert mancher Sozialpolitiker, die Praxisgebühr sei unwirksam und gehöre abgeschafft. Dieser Zusammenhang ist aber keineswegs eindeutig: Im OECD-Vergleich stehen ausgerechnet die Schweden am besten da.
Einfache Erklärungen greifen nicht
Die müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, und das bei jedem Arztbesuch. Die Niederländer schneiden dagegen auch ohne Gebühr besser ab als die maladen Deutschen. Offensichtlich konnte die Praxisgebühr hierzulande niemanden auf Dauer aus den Praxen vertreiben. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie grundsätzlich unwirksam ist. Beispiel Schweden: Die zahlten 2006 für jeden ihrer durchschnittlich 2,8 Besuche beim Hauarzt zwischen 11 und 16 Euro, beim Facharzt oder in der Notfallambulanz waren sogar zwischen 21 und 32 Euro fällig. Umgekehrt fragten die Niederländer mit 5,7 Besuchen auch ohne Zusatzgebühr deutlich seltener ihren Arzt um Rat.
In den komplexen und oftmals überregulierten Gesundheitssystemen der entwickelten Industrienationen gelten einfache Wirkungsketten nicht mehr. In einer prämienfinanzierten Krankenversicherung wäre in Deutschland die einheitliche Praxisgebühr eher als Fremdkörper anzusehen. Denn eine Prämie macht dann Sinn, wenn gleichzeitig unterschiedliche Versorgungsformen zur Wahl stehen. Dann muss der Gesetzgeber aber nicht auch noch ein Eintrittsgeld für alle draufsatteln. Im Status quo würde dagegen der Verzicht auf Zuzahlungselemente den lohnsteuerähnlichen Charakter der Beitragsfinanzierung noch verstärken und damit das Kostenbewusstsein der Versicherten weiter schwächen.
Wer im Alter arbeitet, ist zufriedener
IW-Expertin für soziale Sicherung und Verteilung, Ruth Maria Schüler, geht in einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung der Frage nach, warum der frühe Ausstieg aus dem Erwerbsleben kein Garant für das Lebensglück ist.
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