Die Zahl der Überstunden wird nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in diesem Jahr voraussichtlich einen neuen Tiefststand erreichen. Neben den Folgen der konjunkturellen Talfahrt sind hierfür auch strukturelle Entwicklungen verantwortlich: Die Nutzung flexibler Arbeitszeitmodelle macht viele Überstunden überflüssig.
Ein aussterbende Spezies
Langfristig betrachtet werden Überstunden immer seltener. In der ersten Hälfte der 70er Jahre wurden in der Bundesrepublik noch bis zu 150 Stunden pro Jahr und Arbeitnehmer zusätzlich gearbeitet. Die Zahl fiel schon in den 80er Jahren auf weniger als die Hälfte. Für 2009 rechnet das IAB nur noch mit 35,4 Überstunden. Ein Grund für diesen Trend dürfte die wachsende Verbreitung flexibler Arbeitszeitmodelle sein – wie Gleitzeit, Wochen- oder gar Jahresarbeitszeitkonten. Eine Rolle spielt auch die verstärkte Nutzung externer Flexibilisierungsinstrumente. Die Zahl der Zeitarbeitnehmer etwa wuchs seit den 70er Jahren von maximal 30.000 auf knapp 600.000 im September 2009.
Der langfristige Trend überlagert sogar konjunkturelle Einflüsse: Selbst in den Boomjahren 2006 und 2007 stieg die Zahl der Überstunden nicht an, sondern stagnierte bei 51 Stunden pro Jahr und Arbeitnehmer.
35-Stunden-Woche: „In vielen Bereichen gelebte Praxis”
Wäre das Modell der 35-Stunden-Woche eine gute Lösung für alle? „Ein Arbeitszeitmodell der Zukunft ist das nicht – in vielen Bereichen ist es bereits gelebte Praxis”, so IW-Tarifexperte Hagen Lesch im Interview mit dem ZDF-Mittagsmagazin.
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Einigung im Bahnstreik: „Für die Lokführer hat sich der Streik gelohnt”
Der Streik zwischen der GDL und der Deutschen Bahn ist beigelegt. Im Interview mit dem NDR Inforadio erklärt IW-Tarifexperte Hagen Lesch, dass dies ein klassischer Tarifkompromiss sei, mit dem beide Seiten leben können.
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