Erstmals seit der Wiedervereinigung hat der Staat laut Statistischem Bundesamt einen echten ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Im Jahr 2000 waren die Einnahmen zwar auch höher als die Ausgaben, aber nur dank der Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Höhe von 50,8 Milliarden Euro.
Der Bund hat eigentlich keinen Grund zur Freude
Auch in der früheren Bundesrepublik waren Überschüsse ein seltenes Gut: zuletzt 1989, davor 1973. So erfreulich das jüngste Ergebnis sein mag, so gibt es doch keinen Grund für den Finanzminister, seine eigene Haushaltspolitik zu loben. Denn ausgerechnet der Bund machte 2007 fast 22 Milliarden Euro Miese, die durch Überschüsse der Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen ausgeglichen werden konnten. Außerdem hat der Staat Schulden in Höhe von 1,5 Billionen Euro aufgetürmt. Wenn die Zinsen steigen sollten, werden die Haushalte wieder Probleme bekommen.
Insbesondere die Sozialversicherungen trugen mit einem Überschuss von fast 10 Milliarden Euro entscheidend zum guten Ergebnis bei. Es folgen die Gemeinden mit einem Überschuss von 7 Milliarden Euro und die Länder mit 5 Milliarden Euro. Dass der Staatshaushalt unter dem Strich ausgeglichen ist, haben die Kämmerer und übrigen Finanzchefs primär der guten Konjunktur zu verdanken. Die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ermöglichte es den Sozialversicherungen, dicke Überschüsse aufzubauen. Aber auch die Steuereinnahmen sprudelten, nicht zuletzt wegen deutlicher Steuererhöhungen – Stichwort Mehrwertsteuer. Nur beim Sparen hapert es noch. So stiegen die Ausgaben von Bund und Ländern weiter an. Was die bisherigen Konsolidierungserfolge wert sind, wird sich somit erst zeigen, wenn die Konjunktur abflauen sollte.

Herausforderungen für nachhaltige Staatsfinanzen
Die fiskalischen Reaktionen des Staates zur Abfederung der Auswirkungen von Pandemie und Ukraine-Krieg haben die gesamtstaatliche Schuldenstandsquote in Deutschland in die Höhe getrieben.
IW
Jetzt ist die Zeit für die große Steuerreform
Die industrielle Rezession in Deutschland erstickt jede Hoffnung auf eine Wende im Keim. Ein „Wachstumschancengesetz” reicht bei Weitem nicht, meint IW-Direktor Michael Hüther in einem Gastkommentar für das Handelsblatt.
IW