Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht Deutschland bei den Arbeitskosten im Mittelfeld, andere Wettbewerber müssten mit viel höheren Lohnkosten zurechtkommen. Zudem hätten sich die Lohnstückkosten sehr günstig entwickelt. Beides hätte zu den wirtschaftlichen Ungleichgewichten im Euroraum beigetragen. Die Fakten sind für sich genommen zwar richtig, die Schlussfolgerung ist es aber nicht.
Vieles ausgeblendet
Es ist das übliche Argument: Deutschland setze zu sehr auf den Export, vernachlässige die Binnennachfrage und beute so seine Nachbarn aus. Dabei wird zum Ersten übersehen, dass die für den internationalen Wettbewerb relevante Industrie bei den Arbeitskosten noch immer eine Spitzenposition einnimmt – unter den großen Industrieländern liegt nur Frankreich auf Augenhöhe. Zum Zweiten wird vernachlässigt, dass in den deutschen Exporten auch Vorleistungsgüter aus dem Ausland stecken. Ohne die exportstarken deutschen Unternehmen würden somit auch Franzosen, Italiener und Iren weniger produzieren. Zum Dritten ignoriert das IMK, dass es nur der Reduzierung der Lohnstückkosten vor der Wirtschaftskrise zu verdanken ist, dass Jobs trotz fehlender Nachfrage gehalten werden konnten – und so auch der Konsum gestützt wurde. In der Krise stiegen die Lohnstückkosten wieder.
Unter dem Strich waren die industriellen Lohnstückkosten im Jahr 2010 in Deutschland etwa so hoch wie im Jahr 2000. Bei der ausländischen Konkurrenz war es im Durchschnitt – allerdings ohne großes Auf und Ab – nicht anders.
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