Noch immer gilt: Wer im Süden Deutschlands lebt, verdient am meisten. Beim jüngsten Länderranking des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) liegen Bürger aus Baden-Württemberg und Bayern mit Blick auf das Nettoeinkommen knapp vor Hamburg – obwohl die Pro-Kopf-Wirtschaftskraft in der Hansestadt deutlich höher ausfällt.
Hohe Wirtschaftskraft reicht nicht immer
Demnach haben Bürger aus Baden-Württemberg monatlich im Durchschnitt 1.542 Euro zur Verfügung, knapp gefolgt von den Bayern mit 1.523 und den Hamburgern mit 1.521 Euro. Beim Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern gibt es pro Kopf indes nur 1.196 Euro netto.
Die IW-Wissenschaftler haben für ihr Ranking den Median genutzt – also den Wert in der Mitte der Einkommensrangliste. Zudem verwendeten sie das sogenannte Äquivalenzeinkommen, das folgende Erkenntnis berücksichtigt: Große Familien brauchen pro Kopf weniger Geld als Alleinstehende, weil sie sich beispielsweise die Waschmaschine, die Hausratsversicherung und den Herd teilen.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Stadtstaaten, in denen viele Singles leben, brauchen für das gleiche Äquivalenzeinkommen ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als ländliche Gegenden mit größeren Haushalten. Dies ist ein Grund dafür, dass im Ranking in Hamburg die Wirtschaftsleistung pro Kopf zwar mit Abstand am höchsten ist, es aber trotzdem nicht zum Spitzenrang beim Einkommen reicht.
Ein mindestens genauso entscheidender Faktor ist allerdings, dass es in Hamburg viele Einpendler gibt – also Menschen, die im Umland leben, aber in Hamburg arbeiten. Diese sind für die Wirtschaftsleistung der Hansestadt mitverantwortlich, ihr Einkommen wird indes an ihrem Wohnort, also in der Statistik des Umlands erfasst. Dieses Phänomen dürfte auch mit dafür verantwortlich sein, dass das mittlere Äquivalenzeinkommen in Brandenburg höher ausfällt als in Berlin – obwohl die Wirtschaftskraft in der Hauptstadt viel höher ist.
Insgesamt zeigt sich im IW-Ranking, dass die neuen Bundesländer zwar bei der Wirtschaftsstärke um rund 30 Prozent unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt liegen, beim Äquivalenzeinkommen aber nur einen Rückstand zwischen 6 Prozent in Brandenburg und 15 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern haben. Und: Da das Preisniveau im Osten noch immer niedriger ist als im Westen, fällt der Kaufkraft-Nachteil trotz niedrigerer Einkommen noch kleiner aus.
Einkommensniveau und Wirtschaftskraft nach Bundesländern in EuroEinkommen: Median des bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Nettoeinkommens 2011, das Einspareffekte durch gemeinsames Wirtschaften und den geringeren Bedarf von Kindern unter 14 Jahren berücksichtigt; Wirtschaftskraft: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Jahr 2012; Ursprungsdaten: Statistische Ämter des Bundes und der LänderEinkommenWirtschaftskraft1.Baden-Württemberg1.54236.0192.Bayern1.52336.8653.Hamburg1.52153.0914.Hessen1.49537.6565.Schleswig-Holstein1.46927.2206.Rheinland-Pfalz1.44729.4317.Niedersachsen1.39929.0328.Nordrhein-Westfalen1.38832.6319.Saarland1.38831.36410.Brandenburg1.32423.17911.Berlin1.29829.45512,Bremen1.29641.89713.Thüringen1.26522.24114.Sachsen-Anhalt1.23722.93315.Sachsen1.22623.40016.Mecklenburg-Vorpommern1.19622.620Deutschland1.41332.281Armuts(risiko)grenzen – eine kritische Auseinandersetzung
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