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Dominik Enste auf ZDFonline Interview 14. Oktober 2009

"Schwarzarbeit summiert sich auf rund sieben Prozent des BIP"

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) gab eine Studie in Auftrag, nach der ein Drittel der Deutschen Schwarzarbeiter beschäftigt und dafür durchschnittlich zirka 1000 Euro ausgegeben habe. Dazu im Interview mit ZDF-online IW-Ökonom Dominik Enste.

Wie hoch wird der Anteil der Schwarzarbeit geschätzt? Wie viele Milliarden Euro Schaden entstehen der Wirtschaft dabei?

Schwarzarbeit – also nur die Arbeitsstunden, die an der Steuer vorbei geleistet werden – summiert sich auf rund sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dies entspricht rund 150 Milliarden Euro pro Jahr. Die Schattenwirtschaft – einschließlich weiterer illegaler Güter und Dienstleistungen – ist noch sehr viel größer.

In welchen Branchen gibt es die meiste Schwarzarbeit?

Insbesondere alle Handwerksarbeiten rund um das Haus, zum Beispiel Renovierungen, Hausbau, Gartenarbeiten, Reparaturen, aber auch die Hausarbeit werden häufig ohne Rechnung vergeben. Gefolgt von KFZ-Reparaturen – zumindest vor der Abwrackprämie.

Wie hoch ist der daraus resultierende Schaden für den Steuerzahler und die Sozialkassen?

Genau lässt sich dies nicht beziffern, da viele Leistungen zu legalen Preisen gar nicht nachgefragt würden. Nach groben Schätzungen könnten aber bis zu fünf Milliarden Euro zusätzliche Einkommensteuereinnahmen erzielt werden. Die Sozialkassen könnten bei besseren Rahmenbedingungen und damit weniger Schwarzarbeit bis zu zwölf Milliarden Euro mehr einnehmen.

Wie viele Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn die Schwarzarbeit verschwände?

Knapp ein Drittel der Schwarzarbeitsstunden ließe sich gemäß Umfragen wohl in legale Arbeitsplätze umwandeln, dies entspräche bis zu einer Million Vollzeitarbeitsplätzen.

Aber wären die Aufträge auch unter legalen Bedingungen vergeben worden? Oder hätten die meisten nicht einfach auf die Investition verzichtet?

Sie haben Recht. Fast die Hälfte der Befragten würde auf die Renovierung oder Dienstleistung verzichten und 30 Prozent würden es selber machen, wenn es keine Schwarzarbeit mehr gäbe. Deshalb basieren die Schätzungen oben auch auf der kleineren Basis von knapp einem Drittel als legalisierbarer Schwarzarbeit.

Und zum Schluss: Hand aufs Herz – haben Sie schon mal schwarz gearbeitet oder Schwarzarbeit beauftragt?

Als Schwarzarbeitsforscher befasse ich mich nur wissenschaftlich mit dem Thema – und habe deshalb bis heute zum Beispiel keine Haushaltshilfe gefunden. Denn: 95 Prozent aller Haushalte mit Haushaltshilfe beschäftigen diese schwarz – und das wollte ich nicht.

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