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Michael Hüther im Kölner Stadt-Anzeiger Interview 1. September 2015

"Düsseldorf ist besser regiert"

Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, spricht im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger über die Wahrnehmung Kölns.

In zwei Wochen ist Oberbürgermeisterwahl in Köln. Welche Wirkungsmacht haben Oberbürgermeister heute eigentlich noch?

Nach wie vor eine hohe - vor allem aber durch die Art und Weise, wie sie Stadt und Amt repräsentieren. Viele sind deshalb schwach, weil man nicht weiß, was ihr Weltbild ist - sie ergehen sich im Besuch lokaler Feierlichkeiten.

Gilt das auch für Köln?

Was auffällt: Es ist in dieser Republik völlig unüblich, von vier Millionenstädten zu reden. Fast immer werden drei erwähnt: Berlin - Hamburg - München. Der Anspruch Kölns muss doch darin liegen, hier in einem Atemzug genannt zu werden. Der jetzige OB hat diesen Willen nicht artikuliert. Wer jetzt antritt und zum Beispiel auch gegen den Verwaltungs-Sumpf hier angehen möchte, muss doch eine höhere Warte einnehmen. Meine Heimatstadt Düsseldorf ist ansehnlicher und wird besser regiert - nicht wegen irgendwelcher finanzieller Geschenke, sondern weil sie besser verwaltet und regiert wurde. Das ist auch Ausdruck von Auftreten, Haltung und Vision einer Stadtspitze und der Verwaltung. Düsseldorf müsste doch als Stachel wirken, oder?

Wie sähe in fünf Jahren das Köln aus, das Sie sich wünschen?

Es ist in der nationalen und internationalen Wahrnehmung das vierte Hoch in Deutschland neben den anderen Millionenstädten. Und durch eine kluge, effiziente Verwaltung, eine verbesserte Infrastruktur und die Einbindung des starken wissenschaftlichen Know-hows in der Stadt löst es den Anspruch an ein modernes Image ein. Einmal mit einem größeren Entwurf anzutreten, das müsste auch Köln möglich sein.

Ist starkes Regieren auf Stadtebene schwerer als zum Beispiel im Land?

Man kann in der Stadt zu keinem Thema eine Distanz aufbauen, man begegnet den Dingen ja ständig. Insofern wird man auch leichter usurpiert - das ist sicherlich so. Aber wenn man an ein paar Punkten klar markiert, was anders werden soll, kann man das lösen. Der Zustand der Kommunalfinanzen zum Beispiel, den kann man nicht an der strukturellen Schwäche einer Stadt festmachen. Das hat vor allem etwas zu tun mit politischer Führung, aber auch mit bürgerschaftlichem Engagement. Letzteres ist in Köln seit dem Krieg über den Karneval hinaus nie wieder richtig mobilisiert worden als Ressource der Stadt. Das positive Gegenbeispiel ist Frankfurt am Main.

Köln lebt vom Karneval. Ist es da nicht eine gute Idee, diesen nun auch im Sommer zu feiern? Der Erfolg jedenfalls gibt den Veranstaltern recht.

"Jeck im Sunnesching" erinnert mich an Heinrich Bölls Erzählung "Nicht nur zur Weihnachtszeit". Will man ein Fest zugrunde richten, dann muss man es zum Alltag machen. Bei Böll ist die kranke Tante Milla nur mit einer Tannenbaumtherapie zu kurieren, doch um den Preis, dass die Familie zerfällt. Sollte Köln sein Heil im Dauerkarneval suchen, dann droht der Zerfall der Bürgerschaft. Denn der Karneval wird nicht durch den Alltag bedroht, sondern durch die Übernahme des Alltags durch den Karneval, den absoluten Karneval. Dann kann man nur noch fliehen, wie bei Böll ins Kloster, oder man wird lebensmüde.

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