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Hans-Peter Klös im BVL Magazin Interview 7. August 2015

"Kräfteengpässe in der Logistik"

Fachkräftemangel, duale Ausbildung – was bedeutet das für die Logistik? IW-Arbeitsmarktexperte Hans-Peter Klös bezieht Stellung im Interview mit dem Magazin der Bundesvereinigung Logistik (BVL).

Richtig oder Falsch - der Fachkräftemangel in Deutschland wird in den Medien häufig dramatischer dargestellt, als er in Wirklichkeit ist.

Niemand behauptet, der Fachkräftemangel sei flächendeckend. Fakt ist aber: Fachkräfteengpässe gab es zuletzt in 139 Berufsgattungen, und diese Engpässe waren in immerhin 55 Berufsgattungen stark ausgeprägt. Etwa jede vierte Fachkraft ist in einem Engpassberuf beschäftigt. Die meisten der 55 Berufsgattungen mit starkem Engpass waren in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziales und Bildung (12 Engpassberufe), Energie, Elektro und Mechatronik (9) sowie Logistik und Sicherheit (7) zu verzeichnen.

Richtig oder Falsch - Ältere Arbeitslose haben es trotz gesetzlicher und unternehmerischer Initiativen nach wie vor extrem schwer auf dem Arbeitsmarkt.

Der demografische Wandel erhöht den Anteil älterer Beschäftigter, immer mehr ältere Menschen sind erwerbstätig. Waren im Juni 1999 lediglich 5,2 Millionen Personen ab 50 Jahren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, stieg die Zahl bis zum Jahr 2013 auf 9,1 Millionen. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil älterer Beschäftigter in diesem Zeitraum von 19 auf 31 Prozent. Von den 6,7 Millionen Fachkräften in Engpassberufen werden 2,1 Millionen ältere Beschäftigte innerhalb der nächsten 15 Jahre den Arbeitsmarkt verlassen und müssen ersetzt werden. Im Berufsfeld Logistik und Sicherheit sind bereits heute 39 Prozent der Fachkräfte mindestens 50 Jahre alt.

Richtig oder Falsch - Die duale Ausbildung ist – auch in der Logistik – ein wesentlicher Grund dafür, dass Deutschland die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise relativ gut überstanden hat.

RICHTIG Die duale Ausbildung ist ein Eckpfeiler des deutschen Geschäftsmodells. Durch die Qualifizierung von künftigen Fachkräften trägt sie wesentlich zu einem funktionierenden Arbeitsmarkt bei. Der Fachkräftebedarf des Mittelstands kann auch in Zukunft am besten über die duale Ausbildung gedeckt werden. Mit zielgruppenspezifischen Angeboten kann sie zusätzliche Potenziale erschließen. Das umfasst auch die Rekrutierung aus dem Ausland. Die duale Ausbildung sollte sich mit „hybriden“ dualen Ausbildungsmodellen aber auch eine Verberuflichung der Hochschulausbildung zunutze machen. Die Integration leistungsschwächerer und heterogenerer Gruppen in die duale Ausbildung wird wichtiger.

Richtig oder Falsch - Die Einführung der Frauenquote wird auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes keinerlei Auswirkungen haben.

FALSCH Gegen eine Frauenquote gibt es mindestens drei Einwände: Erstens stellt sich die grundsätzliche Frage, warum das Geschlecht für einen Teil der Besetzungen ausschlaggebend sein soll. Schließlich haben Unternehmen seit jeher ein großes Eigeninteresse daran, die am besten geeigneten Menschen mit Führungsverantwortung und Kontrollaufgaben zu betrauen. Zweitens sind Zweifel erlaubt, ob leere Stühle im Aufsichtsrat einen Beitrag zur guten Unternehmensführung und -kontrolle leisten. Drittens werden andere Aktiengesellschaften und GmbHs – insgesamt rund 3.500 börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Unternehmen – in der Praxis einfach nicht genügend Kandidatinnen finden, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Deshalb müsste man den Unternehmen eigentlich empfehlen, sich nicht zu ehrgeizige Ziele zu setzen.

Richtig oder Falsch - Schul- und Hochschulabsolventen sind schlechter ausgebildet als vor zehn Jahren.

RICHTIG UND FALSCH - denn das ist eigentlich eine undifferenzierte Verkürzung: Das duale System der Berufsausbildung bietet jedes Jahr für mehr als die Hälfte der Schulabgänger die Perspektive, einen Beruf zu erlernen. Durch die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule gelingt die Integration junger Menschen ins Berufsleben in Deutschland relativ gut; das zeigt die im internationalen Vergleich geringe Jugendarbeitslosigkeit. Doch noch zu oft können Jugendliche nicht nahtlos in das Arbeitsleben integriert werden. Viele Schulabgänger müssen zunächst eine berufsvorbereitende Maßnahme absolvieren. Die Unternehmen tun sich immer schwerer, geeignete Bewerber zu finden. Verbesserungsbedarf besteht zudem an der Schnittstelle zwischen Ausbildung, Weiterbildung und Hochschulbildung.

Zum Interview auf bvl.de

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