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Rolf Kroker in der Financial Times Deutschland Interview 18. Dezember 2009

"Deutschlands Aufschwung wird industriegetrieben sein"

Welche Zukunft steht der deutschen Industrie bevor? Rolf Kroker vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln beantwortet die Fragen der Financial Times Deutschland.

Vor einigen Jahren hieß es, das Industriezeitalter neige sich dem Ende zu und Deutschland verwandele sich in eine Dienstleistungsgesellschaft. Stimmt das noch?

Rolf Kroker: Der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung steigt seit Mitte der 1990er-Jahre wieder. 2008 lag der Beitrag des verarbeitenden Gewerbes bei 23 Prozent. Hinzu kommt, dass die Industrie ein wichtiger Auftraggeber für Dienstleister ist. So gerechnet, kommen noch etwa acht Prozentpunkte hinzu, sodass die Industrie rund 30 Prozent zur Wertschöpfung in Deutschland beiträgt.

Braucht die Dienstleistungsgesellschaft die Industrie?

Rolf Kroker: Ja. Die Industrie ist für viele Dienstleister ein ganz wichtiger Auftraggeber. Ohne eine leistungsfähige Industrie hätten viele Dienstleister große Probleme.

Wer hält die Industrie am Leben - wachsen die Unternehmen oder werden neue gegründet?

Rolf Kroker: In jedem dynamischen Marktprozess verschwinden Firmen, andere wachsen, und es wird neu gegründet. Es gibt immer Nischen und Anwendungen, für die neue Produkte gebraucht werden.

Und die sorgen für die Reindustrialisierung Deutschlands?

Rolf Kroker: Nicht allein. Die Industrieproduktion ist zwar um ein Viertel eingebrochen, aber ich bin mir sicher: Der Aufschwung wird industriegetrieben sein.

Aber doch wohl kaum von Auto- oder Maschinenbauern.

Rolf Kroker: Da bin ich mir nicht sicher. Der Maschinenbau und auch die Elektrotechnik haben zwar erst den Boden erreicht, aber es könnte bald wieder aufwärts gehen. Der globale Strukturwandel bietet enorme Chancen. Da sind Techniken und Problemlösungen gefordert, die deutsche Unternehmen liefern können.

Sind die tatsächlich so weit vorn, wie sie gern behaupten?

Rolf Kroker: Für die Deutschen sind Innovationen der Schlüssel zum Erfolg. Man muss der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus sein und sich so temporäre Monopole aufbauen. Wenn uns das nicht mehr gelingt, dann hätten wir ein fundamentales Problem.

Haben die Unternehmen nicht noch Einsparpotenzial durch optimierte Prozesse?

Rolf Kroker: Deshalb muss beispielsweise der Maschinenpark ständig modernisiert und die Prozesse müssen optimiert werden. Das ist immer auch ein Stück weit Kostenmanagement.

Ist diese Erkenntnis überall angekommen?

Rolf Kroker: Das hat auch der Mittelstand längst auf dem Schirm. Wer international vertreten ist, hat keine andere Chance. Der Wettbewerb duldet keinen Stillstand.

Dr. Rolf Kroker leitet den Wissenschaftsbereich Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik im Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

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