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Michael Voigtländer im Magazin makro Interview 20. September 2018

Wege aus der Wohnmisere: Wohngeld statt Mietpreisbremse

Es gibt durchaus Alternativen zur Wohnungspolitik der Bundesregierung, weiß Immobilienökonom Michael Voigtländer. Im makro-Interview plädiert er für eine individuelle Förderung und für die Entwicklung neuer Stadtviertel.

Die Bundesregierung will die Wohnungsnot dämpfen indem sie den sozialen Wohnungsbau mit zwei Milliarden Euro fördert. Zudem erhalten Familien beim Kauf von Eigentum Baukindergeld - 1200 Euro pro Jahr und Kind für bis zu zehn Jahre. Geld scheint genug da zu sein. Damit könnte man auch andere Maßnahmen finanzieren.

Sind Mietpreisbremse und Baukindergeld Auswege aus der Wohnmisere Deutschlands?

Leider nein. Die Mietpreisbremse hat sich bislang als relativ wirkungslos gezeigt. Wenn sie streng umgesetzt wird, könnte dies für einen Mietenstopp in vielen Städten sorgen. Dies ist aber nur auf den ersten Blick vorteilhaft für die Mieter, denn die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass Vermieter hierauf mit weniger Instandsetzungen und vor allem einem Verkauf an Selbstnutzer reagieren. Das Baukindergeld wird in den angespannten Metropolen kaum reichen, um Eigentum zu erwerben, aber in ländlichen und strukturschwachen Regionen die Nachfrage steigern. Die Gefahr ist, dass hiermit langfristig der Leerstand auf dem Land gefördert wird.

Brauchen wir in Deutschland wieder mehr Sozialwohnungen?

Da wir mehr und günstige Wohnungen brauchen, scheint der soziale Wohnungsbau die richtige Lösung zu sein. Das Problem ist nur, dass Sozialwohnungen oft gar nicht von denen bewohnt werden, für die sie gedacht sind, sprich die Fehlbelegung ist sehr groß. Eine Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus muss daher mit einer genaueren Überprüfung der Mieter einhergehen. Der bessere Weg ist aus meiner Sicht aber das Wohngeld, bei dem grundsätzlich nur dann gezahlt wird, wenn das Einkommen zu gering ist.

Was denken Sie über die geplanten Steueranreize der Bundesregierung zur Beschleunigung des Mietwohnungsbaus?

Grundsätzlich gilt, dass es in der jetzigen Situation nicht an Investoren fehlt. Der Kauf und der Neubau ist angesichts der steigenden Mieten und niedrigen Zinsen sehr attraktiv, aber es fehlt schlicht an genügend Bauflächen. Jede Subvention der Nachfrage, egal ob Sonderabschreibungen, sozialer Wohnungsbau oder Baukindergeld, wird in den Metropolen vor allem die Grundstücksflächen verteuern. Besser wäre es daher, die Kommunen zu unterstützen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Stadtviertel.

Die aktuelle Regierung will das Ziel 1,5 Millionen Neubauwohnungen bis 2021 erreichen. Ist das zu schaffen?

Tatsächlich ist die Zahl richtig, aber dem Bund stehen gar nicht die Möglichkeiten zur Verfügung, dieses Ziel zu erreichen. Neben dem fehlenden Bauland, dass vor allem Kommunen und Länder steuern, sind es die geringen Baukapazitäten, die dem Wohnungsbau entgegenstehen. Daher halte ich die Erreichung des Ziels für unrealistisch.

Werden wir in Deutschland irgendwann wieder günstig wohnen können?

Es gibt viele Regionen in Deutschland, wo man noch günstig leben kann und in vielen dieser Regionen gibt es sogar eine hohe Arbeitsnachfrage. Die große Zukunftsaufgabe besteht darin, die unterschiedlichen Regionen in Deutschland besser zu vernetzen und dort in die Infrastruktur zu investieren, wo Mängel vorherrschen. Gelingt es, die Attraktivität etwa ländlicher Regionen zu erhöhen, werden nicht nur diese Regionen profitieren, sondern auch die Großstädte entlastet.

Zum Interview auf 3sat.de

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