Wettbewerbsfähigkeit ist das Ziel der Stunde, schreibt IW-Direktor Michael Hüther in einem Gastbeitrag für Focus Online.
„Wenn wir zwei Punkte beachten, schlummert ein grandioses Potenzial in Deutschland”
Die EU hat mit einem bemerkenswerten Bericht die Diskussion vorangetrieben: Der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi legt schonungslos dar, wo Europa den Anschluss an die restliche Welt verloren hat. Dafür zeigen Studien das Potenzial, auch für uns.
Von einer „statischen Industriestruktur“ ist die Rede, der Kontinent sei zu teuer, zu unproduktiv, zu schwach im Technologiesektor. 750 bis 800 Milliarden Euro brauche es jährlich, finanziert mithilfe gemeinschaftlicher Schulden. Es ist erfrischend, wie deutlich Draghi sich in dem Bericht ausdrückt: Europa stehe vor einer „existenziellen Herausforderung“.
Und das mit Recht: Auch wenn der Vorstoß reichlich spät kommt, ist er elementar. In den vergangenen Monaten haben wir uns zusammen mit Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag des BDI - Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. die Nöte der Industrie genauer beleuchtet, mit erschreckenden Ergebnissen: Wer für seine Produktion Energie braucht – Stahl, Zement – zahlt in Deutschland 15 Prozent mehr als in den USA oder in China. Nicht nur das: Auch die Löhne sind hierzulande sehr viel teurer als anderswo – wenn es denn überhaupt Fachkräfte gibt.
Deutsche Bürokratie lähmt alle Unternehmen
Und nicht zuletzt ist die deutsche Bürokratie eine Fessel, die alle Unternehmen lähmt, nicht nur die Industrie. Bleibt es wie es ist, haben wir übermorgen schon keine Industrie mehr in Deutschland.
Wer das schulterzuckend hinnimmt und die industrielle Wertschöpfung in diesem Land als Überbleibsel eines vergangenen Jahrhunderts abtut, verkennt, wie innovativ und modern die hiesigen Industrieunternehmen eigentlich sind – und welches Potenzial in ihnen steckt. Denn auch das lässt sich berechnen: Was wäre etwa, wenn wir die Potenziale nutzen würden, die sich uns bieten? Wenn wir uns im Ausland von Erfolgsgeschichten inspirieren lassen?
Grandioses Wachstum wäre möglich
Das haben die Kollegen der IW Consult dieser Tage im Auftrag von Meta gemacht, mit beeindruckenden Ergebnissen: Deutschland könnte 8,5 Prozent wachsen, würden wir ähnlich viele Patente entwickeln wie Japan. Zehn Prozent mehr Wachstum wäre möglich, wenn Unternehmen hierzulande ähnlich viel in Computer, Software und Datenbanken investieren würden wie in den USA.
Leider beschränkt sich die deutsche Diskussion gerne auf die Frage, wie sich das finanzieren lässt, ohne auch nur einen Blick auf das große Bild zu werfen. Ideologische Scheuklappen und parteipolitisches Gerangel gehören damit zu den gefährlichsten Gegnern unserer Zeit.
Unsere Studie zu den Wettbewerbsbedingungen in Deutschland finden Sie hier.
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