Das Wirtschaftsleben vieler Volkswirtschaften rund um den Globus wird von einer erneuten Infektionswelle infolge des Corona-Virus COVID-19 ausgebremst. Denn um diese Welle zu brechen, wurden abermals Einschränkungen des gesellschaftlichen und ökonomischen Lebens veranlasst, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.
Konjunkturampel: Warten auf das Frühjahr
Es ist zu befürchten, dass auch das erste Quartal 2021 von ansteigenden Ansteckungen und daraus resultierenden Belastungen – in Teilen Überlastungen – der Gesundheitssysteme gezeichnet sein wird. Ein Stop and Go im Wirtschaftsleben scheint unausweichlich – die Investoren gehen in den Wartemodus.
Die Investitionen in Maschinen und Ausstattungen waren in Deutschland bereits über weite Strecken des Jahr 2019 rückläufig. Dieser Rückgang hat sich im ersten Halbjahr 2020 mit hoher Fallgeschwindigkeit fortgesetzt. Die Empfindlichkeit der Ausrüstungsinvestitionen in Konjunkturkrisen ist bekannt. Positiv überraschend war gleichwohl die starke Erholung im dritten Quartal 2020, die auch in der IW-Konjunkturampel sichtbar ist. Jedoch wird diese Erholung im Winterhalbjahr 2020/2021 wieder unterbrochen. Für das Jahr 2020 wird insgesamt ein Rückgang der preisbereinigten Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland von 14 Prozent erwartet. Nach dem wahrscheinlichen Rückgang im Winterhalbjahr sollte sich ab dem Frühjahr 2021 eine kräftige und anhaltende Erholung bei den Investitionen einstellen.
Gemäß der IW-Konjunkturumfrage vom November 2020 sind die Unternehmen bei ihren Investitionserwartungen für 2021 noch vorsichtig. Der Anteil der Unternehmen, die mit höheren Investitionen planen, ist mit 29 Prozent genauso hoch wie der Anteil der Firmen mit rückläufigen Investitionen. Die verbleibenden 42 Prozent erwarten stabile Investitionen. Es sind aber vor allem kleinere Unternehmen, die pessimistische Investitionserwartungen artikulieren.
Unter der Voraussetzung einer sich global aufhellenden Wirtschaftsstimmung werden die Ausrüstungsinvestitionen 2021 in Deutschland um 7 Prozent zulegen. Auch hier dämpft der von Zurückhaltung geprägte Jahresstart den Jahresdurchschnitt. Zum Jahresende 2021 wird das Niveau der realen Ausrüstungsinvestitionen nahezu auf demjenigen vom vierten Quartal 2019 liegen – das ist gleichwohl noch deutlich unterhalb des Durchschnitts der Jahre 2018 und 2019.
Diese Erwartung speist sich aus dem aufgebauten Bedarf an Ersatzinvestitionen – sofern die Unternehmensfinanzierungen nicht unter einer eingeschränkten Kreditvergabe der Banken leiden. Eine darüberhinausgehende Investitionstätigkeit wird aber nur dann einsetzen, wenn auch die Weltwirtschaft einen positiven Verlauf einschlägt. Dafür ist es entscheidend, dass die Zulassungen von Impfstoffen und die damit einsetzenden Impfoffensiven wieder Zuversicht für eine nachhaltige Eindäm-mung der Pandemie im Jahresverlauf 2021 schaffen. Bei schnellen globalen Impffortschritten kann sich vieles an aufgestautem Konsum- und Investitionspotenzial in vielen Ländern auch schneller und stärker entladen. Gute politische und institutionelle Bedingungen im globalen Rahmen würden dies erleichtern.
„Wir müssen die Struktur neu denken”
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