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Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 25. Oktober 2021

Konjunkturampel: Sorgen um die deutsche Industrie

Rückläufige Aufträge und vorsichtige Einkäufer sind Signale für handfeste Probleme der Branche, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.

Die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland hat empfindlich nachgelassen. Zwar gibt es einen Teil der Wirtschaft, in dem die lange aufgestaute Nachfrage kräftige Impulse setzt. Die von Lockdown- Maßnahmen beschränkten Dienstleister kommen mehr und mehr in den Normalmodus zurück. Das sich weiter aufhellende Verbrauchervertrauen nährt zudem die Erwartungen auf eine fortgesetzt aufwärtsstrebende Konsumkonjunktur.

Die Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland wie im Euroraum sprechen von einer guten Finanzlage und schätzen ihre Beschäftigungsperspektiven gut ein. Die Laune zum Shoppen und Genießen ist da, allein anziehende Verbraucherpreise wirken derzeit als Konsumbremse.

„Selbst wenn Unternehmen investieren wollen, können sie es in Teilen nicht, weil Investitionsgüter fehlen.”

Im Industriesektor wachsen dagegen die Sorgen vor einer erneuten und andauernden Rezession. Bereits seit Herbst letzten Jahres wurde hier – nach der kurzen und starken Erholung im vergangenen Sommer – kein Fortschritt mehr erzielt. Im August war sogar ein deutlicher Rückgang der Industrieproduktion zu verzeichnen. Damit hat sich auch die Produktionslücke wieder erheblich vergrößert. Aktuell bewegt sich die Produktion gerade einmal auf dem Durchschnittsniveau des Krisenjahres 2020. Die Lücke zur Zeit vor der Coronapandemie ist nach wie vor enorm: Gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 fehlten zuletzt gut 10 %. Jüngst haben zudem die Auftragseingänge deutlich nachgelassen – was sich in der Ampel noch nicht niederschlägt, da in den Vormonaten kräftige Bestellungen eingingen. Rückläufige Order und vorsichtige Einkäufer sind Signale für handfeste Probleme in der Industrie.

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Die Produktionsengpässe infolge fehlender Vorleistungen werden immer mehr zu einer konjunkturellen Belastung. Vor allem im Automobilbereich führen fehlende Halbleiter zur Schließung ganzer Werke. Andere Teil der Metall- und Elektroindustrie leiden unter dem volatilen Abrufverhalten der Autobauer. Ein schnelles Ende dieser Verspannung ist nicht absehbar – zu vielfältig sind die Gründe dafür: Produktionsausfälle bei der Halbleiterproduktion, gleichzeitig hohe Nachfrage infolge der Digitalisierung, geostrategisches Bunkern und Transportprobleme.

Diese Produktionsprobleme und die damit einhergehenden Verunsicherungen dämpfen nicht nur die Investitionsneigung der Unternehmen. Neu für den Konjunkturzyklus ist, dass Investitionsgüter im Aufschwung nicht ausreichend verfügbar sind. Selbst wenn Unternehmen investieren wollen, können sie es in Teilen nicht, weil die Investitionsgüter fehlen oder nicht rechtzeitig kommen. Und das gilt nicht nur hierzulande, sondern auch im weltweiten Umfeld. Der globale Investitionszyklus wird wegen der Produktionsprobleme in den Investitionsgütersektoren ausgebremst und dies deckelt letztlich auch unser Exportgeschäft. Damit kommt eins zum anderen.

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