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Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 28. September 2020

Konjunkturampel: Schatten der Verunsicherungen

Die Corona-Pandemie hat infolge der gesundheitspolitischen Einschränkungen und der vielfältigen Auswirkungen auf die Angebots- und Nachfrageseite der rund um den Globus betroffenen Volkswirtschaften das weltweite Wirtschaftsleben im zweiten Quartal 2020 so stark beeinträchtigt, wie kein Ereignis zuvor in den letzten sieben Dekaden, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in den vdi-Nachrichten.

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In der Europäischen Union wurde das Vorjahresergebnis um gut 14 Prozent unterschritten. Die stärksten Einbrüche gab es dabei in Spanien (–22 Prozent), Frankreich (–19 Prozent) und Italien (–17 Prozent). In Deutschland sank das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um gut 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vereinigten Königreich lag die Wirtschaftsleistung um über 20 Prozent, in den USA um knapp 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Die Sommermonate 2020 brachten eine ausgeprägte konjunkturelle Erholung in vielen Industrieländern – auch angestoßen durch umfangreiche und milliardenschwere fiskal- und geldpolitische Impulse. Diese brauchen aber Zeit und zuletzt zeigte sich auch, dass sich das anfängliche Erholungstempo nicht halten lies. Die Verbesserungen schlagen sich erst allmählich in der IW-Konjunkturampel nieder. Bei einigen Indikatoren ist deshalb noch keine Verbesserung angezeigt, weil die Erholungen in den letzten drei Monate noch nicht ausreichten, um die Einbrüche der vorhergehenden drei Monate auszugleichen. 
Die bis zum aktuellen Rand anhaltenden Ansteckungen, wie in den USA, Brasilien oder Indien, sowie das Wiederansteigen in europäischen Ländern können das Erholungspotenzial wieder abbremsen. Die jetzigen Infektionen sind zwar in ihrer gesundheitlichen Bedeutung und Wirkung auf das Gesundheitssystem offenbar nicht mit denen der ersten Welle zu vergleichen. Allerdings bleibt es abzuwarten, wie sich das Infektionsgeschehen im Winterhalbjahr 2020/2021 entwickeln wird und welche gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Einschränkungen damit einhergehen können. 
Als Ausnahme kann derzeit China gesehen werden. Das Infektionsgeschehen, die Beeinträchtigungen und die Trendwende traten dort früher auf als in den anderen Ländern. Die Staatswirtschaft hat die Gesundheitskontrolle und das Wiederanspringen der Wirtschaft stark dirigiert.

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Es wird sich aber noch erweisen müssen, ob sich China den Anpassungslasten einer insgesamt schwachen Weltwirtschaft dauerhaft entziehen kann. Zudem liegt über der Erholung der Dauerschatten der geopolitischen Konfrontationen und der handelspolitischen Irritationen. Nicht nur mit Blick auf China überlagern sich derzeit große kon-junkturelle Herausforderungen infolge der Corona-Pandemie mit den vielfältigen strukturellen Anpassungslasten infolge des Protektionismus, der Geopolitik, des ungeklärten Brexits, der Neuorientierungen bei den globalen Lieferketten und der anstehenden technologischen Veränderungen – durch Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie. 
Als sicher gilt, dass sich die Erholung im Sinn einer Rückkehr zu den gesamtwirtschaftlichen Niveaus von Produktion, Beschäftigung und Investitionen von vor der Krise in den meisten Ländern über das kommende Jahr erstrecken und möglicherweise auch in das Jahr 2022 hineinreichen wird. Vor allem bei den Investitionen halten die vielfältigen Verunsicherungen die Hoffnungen auf einen kräftigen und dauerhaften Zyklus noch zurück. Ein Impfstoff und geopolitische Ent-spannungen können einen Auftrieb begünstigen und festigen.

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