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Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 27. Januar 2025

Konjunkturampel: Politik für Investitionen

Es gibt keinen Beleg für eine konjunkturelle Wende in diesem Jahr, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.

Zum Jahresanfang 2025 erwarten 20 der 49 an der Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft teilnehmenden Branchen eine rückläufige Produktion im neuen Jahr. 13 Verbände rechnen mit einer gleichbleibenden Wirtschaftsleistung und nur 16 mit einem Zuwachs. Damit dominieren nach wie vor die Pessimisten und die IW-Verbandsumfrage liefert keinen Beleg für eine konjunkturelle Wende in diesem Jahr. Vielmehr wird die deutsche Wirtschaft auch 2025 nicht von der Stelle kommen.

Die unterm Strich gedrückten Konjunkturerwartungen lasten auf den Investitionsperspektiven der Unternehmen am Standort Deutschland. 20 Verbände erwarten, dass in ihrer Branche in 2025 weniger investiert wird. Lediglich 9 Verbände rechnen mit einem höheren und 18 mit einem gleichbleibenden Investitionsvolumen. Insgesamt lässt dieser Befund auf weiter schwache Investitionen am Standort Deutschland schließen

„Positive Investitionspläne gibt es in der Energie- Wasser- und Entsorgungswirtschaft.”

Positive Investitionspläne gibt es in der Energie-, Wasser- und Entsorgungswirtschaft. Innerhalb der Industrie wird nur in der Pharmaindustrie eine höhere Investitionstätigkeit gesehen. Stabile Investitionen melden die Chemieindustrie, der Maschinen- und Anlagebau oder die Elektroindustrie. Dagegen wird in der Automobilindustrie am Standort Deutschland von einem niedrigeren Investitionsbudget ausgegangen. Auch in vielen energieintensiven Industrien – zum Beispiel Stahlindustrie, Gießereien, Stahl- und Metallverarbeitung, Keramik-, Glas- und Kunststoffindustrie – stehen Investitionskürzungen an. Das gilt ebenso für die Bauwirtschaft, die baunahen Industriezweige und das Handwerk.

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Im Dienstleistungssektor sind dagegen die Investitionsperspektiven nur in wenigen Ausnahmen (Gastgewerbe, Groß- und Außenhandel sowie Immobilienwirtschaft) negativ. Eine Investitionsbelebung ist zugleich aber nur auf wenige Branchen (Speditionen, private Banken, Versicherungswirtschaft, Tourismus, Informations- und Messewirtschaft) beschränkt.

Die direkten Produktionsbelastungen sowie die Verunsicherungen infolge der geopolitischen Verwerfungen erklären die zurückgenommene Investitionsneigung in Deutschland. Mit der neuen US-Administration wird das wohl nicht einfacher. Dazu kommen die hausgemachten Verunsicherungen im Kontext der energiepolitischen Transformation und vor allem der unklare und unstetige wirtschaftspolitische Kurs in Deutschland. Unternehmen haben hierzulande bei wichtigen Standortfaktoren – Energie, Regulierungen, Steuern und Investitionsförderung – im internationalen Vergleich ein Handikap. Dies lähmt Investitionen am Standort Deutschland.

Die neue Regierung muss die langwierigen Konsequenzen der hartnäckigen Investitionsschwäche für das Produktionspotenzial am Standort Deutschland ernst nehmen und eine ernsthafte Verbesserung der investiven Rahmenbedingungen – durch wettbewerbsorientierte Steuern und Kosten (z.B. Bürokratiekosten, Lohnnebenkosten), funktionsfähige Infrastrukturen, sichere Energieversorgung und wettbewerbsfähige Energiepreise, Investitionsförderung durch Abschreibungen oder Prämien - auf ihre Agenda setzen und auch umsetzen.

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