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Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 17. September 2021

Konjunkturampel: Nachfrage kommt nicht zum Zuge

Der Materialmangel bremst die deutsche Industrie aus. Warnsignale auch gibt es auch aus China, schreibt IW-Konjunkturexperte in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.

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Die Weichen für eine anhaltende Erholung der deutschen Wirtschaft sind gestellt. Mit den notwendigen Impffortschritten normalisiert sich das Konsumklima. Damit kommen die während der Pandemie stark eingeschränkten Dienstleistungsfirmen wieder in die Spur. Der Weg zur Normalisierung bleibt damit grundsätzlich frei und die hohen Wertschöpfungslücken können wieder geschlossen werden.

Dagegen kommt die deutsche Industrieproduktion seit letztem Herbst nicht mehr von der Stelle. Im Juli 2021 gab es nach monatelangem Rückgang zwar wieder einen leichten Anstieg. Die Produktionslücke der Industrie im Vergleich zum Jahr 2018 beläuft sich aber hartnäckig auf knapp 10 %. Vor allem die Automobilindustrie durchlebte im ersten Halbjahr 2021 – nach dem im Vergleich mit allen Industriebranchen enormen Einbruch im Frühjahr letzten Jahres – einen erneut kräftigen Produktionsrückgang. Die IW-Konjunkturampel zeigt schon seit Monaten, dass dieser sich dahinschleppenden Produktionslage der Industrie eine beständig anwachsende Nachfrage gegenübersteht. Die realen Auftragseingänge der Industrie lagen im Juli 2021 um 16 % über dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020. Deutlich wird die insgesamt komfortable Nachfragesituation der deutschen Industrie an den stetig anwachsenden Auftragsbeständen sowie an der hohen Zuversicht der Einkaufsmanager. Trotz der in vielen Ländern fortbestehenden Belastungen durch die Coronapandemie hat sich der Welthandel nach seinem starken Einbruch im Frühjahr 2020 schnell und vor allem kräftig erholt. Zwar mahnen die Chinaindikatoren zur Vorsicht, die US-Wirtschaft und der Euroraum sind aber auf grün geschaltet.

„Die Produktionslücke der Industrie im Vergleich zum Jahr 2018 beläuft sich hartnäckig auf knapp 10 %.“

Die aktuelle Wirtschaftslage der deutschen Industrie ist wohl nicht durch eine (globale) Nachfrageschwäche zu erklären, vielmehr bestehen ausgeprägte Probleme auf der Angebotsseite, die ein reibungsloses Durchstarten infrage stellen. Diese produktionsseitigen Probleme resultieren aus fehlenden Vorleistungen. Die Pandemie hat in einigen Branchen – z. B. Medizintechnik, Unterhaltungselektronik, Pharma und IKT – die globale Nachfrage angetrieben. Die international aufgestellten Liefer- und Wertschöpfungsketten funktionieren jedoch nicht mehr im früher gewohnten Ausmaß. Eine besondere Rolle kommt derzeit in vielen Branchen, vor allem im Automobilbau, den Halbleitern zu. Der Brand von Fabriken und geopolitische Machtkämpfe verschärfen die aktuellen Engpässe. Eine schnelle Entwarnung ist an dieser Front eher nicht zu erwarten.

Auch der globale Warentransport leidet noch unter der Coronapandemie. Vor allem auf dem Schiffsweg von Fernost nach Europa stockt es, weil Container und Schiffsbesetzungen fehlen und Häfen wegen einzelner Coronafälle nicht angelaufen werden. Dies führt klar vor Augen, dass letztlich die Funktionsfähigkeit der internationalen Zulieferketten und der globale Warenaustausch auch davon abhängen, ob und inwieweit die Pandemie rund um den Globus erfolgreich in ihre Schranken verwiesen werden kann. Das ist eine zentrale Voraussetzung, um ein langwieriges Stop-and-go zu vermeiden. Nicht zuletzt führen aber auch die mehrfachen Bahnstreiks in jüngster Zeit dazu, dass die insgesamt komfortable Nachfrage am Industriestandort Deutschland nicht zum Zug kommt.

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