Infolge der Erholung am Arbeitsmarkt in vielen europäischen Ländern legen auch die Konsumausgaben zu. Die gute Arbeitsmarktentwicklung wird zudem begleitet von einer ansteigenden Investitionstätigkeit, schreibt IW-Ökonom Michael Grömling in einem Gastbeitrag in den VDI-Nachrichten.
Konjunkturampel: Mit Rückenwind ins neue Jahr
Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr kräftig zugelegt. Die gesamtwirtschaftliche Leistung, das reale Bruttoinlandsprodukt, legte 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent zu. Das war das stärkste Wachstum seit den beiden Erholungsjahren 2010 und 2011 nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Das Wachstum wurde im vergangenen Jahr aus allen Quellen gespeist: Der Konsum legte kräftig zu, die Investitionen kamen wieder in Fahrt und auch das Exportgeschäft konnte kräftig zulegen. Am Arbeitsmarkt wurden neue Rekorde verbucht: Die Beschäftigung stieg um 638 000 Personen auf knapp 44,3 Millionen Erwerbstätige an. Die Arbeitslosigkeit ging auf deutlich unter 2,5 Millionen zurück.
Die IW-Konjunkturampel signalisiert, dass dieser Rückenwind auch im Jahr 2018 anhalten wird. Die Felder der Ampel ließen in den letzten Monaten nicht einmal ansatzweise einen roten Flecken zu. Vor allem bei der Produktion gibt es durchgehend grünes Licht. Nicht nur die Industrieproduktion legte weiter zu, was vor allem die sich weiterhin festigende Weltwirtschaft reflektiert. Auch die Aufträge der Industrieunternehmen sowie die Einkaufspläne der Manager signalisieren einen guten Start in das neue Jahr. Damit wird die Industrie wieder mehr und mehr zum zentralen Konjunkturtreiber. Im Branchengefüge hat die Industrie in Deutschland ein erheblich höheres Gewicht als in vielen anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Während hier die Industrie (einschließlich Energiewirtschaft) einen Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Höhe von knapp 26 Prozent hat, sind es in Frankreich und im Vereinigten Königreich nur 14 Prozent und in den USA nur knapp 16 Prozent. Die industrielle Erholung stimuliert auch die Geschäfte im Dienstleistungssektor – vor allem bei den industrie- und unternehmensnahen Servicefirmen. Auch dieser gemeinsame Verbund von Industrie und Dienstleistungen ist hierzulande deutlich stärker ausgeprägt als in vielen anderen Ländern. Die Industrie wird in Deutschland generell in hohem Maße von der globalen Investitionstätigkeit begünstigt. Das liegt am hohen Anteil der Investitionsgüterproduktion. Vor allem aus dem Euroraum kamen im Verlauf des vergangenen Jahres immer bessere Nachrichten. Mitgliedsstaaten haben 2017 die konjunkturelle Kurve gekriegt. Das Wachstum fiel mit 2,3 Prozent merklich höher aus als in den Vorjahren. Auch zum Jahresstart leuchtet die IW-Konjunkturampel für den Euroraum fast komplett im grünen Licht. Infolge der Erholung am Arbeitsmarkt in vielen europäischen Ländern legen auch die Konsumausgaben zu. Die gute Arbeitsmarktentwicklung wird zudem begleitet von einer ansteigenden Investitionstätigkeit – was wiederum der deutschen Investitionsgüterwirtschaft zugutekommt. Für 2018 dürften sowohl der Euroraum als auch die deutsche Wirtschaft um gut 2 Prozent wachsen. Dies setzt jedoch stabile politische Verhältnisse voraus.
„Wir müssen die Struktur neu denken”
Wie kommt die deutsche Wirtschaft wieder voran? Zu dieser Frage war IW-Direktor Michael Hüther zu Gast bei Maybrit Illner und diskutierte mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Politologin Nicole Deitelhoff und Wirtschaftshistoriker Adam Tooze.
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