Langsam wird klar, wen der neue US-Präsident mag – und wen nicht. Jürgen Matthes erklärt in einem Gastbeitrag in der Münchner Abendzeitung, wie das den Welthandel umwälzen könnte, wer profitieren würde und welche Rolle Deutschland einnimmt.

Daumen rauf, Daumen runter
Theresa May, Shinzo Abe und jetzt Justin Trudeau: Die drei Regierungschefs aus Großbritannien, Japan und Kanada hat Donald Trump bereits empfangen. Kanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen hingegen müssen sich noch gedulden. Ein Anzeichen dafür, mit wem der neue US-Präsident künftig eng zusammenarbeiten und Handel betreiben will? Wirtschaftsexperte Jürgen Matthes erklärt in der AZ, wie Trump die Weltwirtschaftsordnung umkrempeln könnte.
DEUTSCHLAND UND EU: Das Schicksal von TTIP – dem noch angestrebten Handelspakt zwischen der EU und den USA – hängt am seidenen Faden. Einerseits spricht für eine Fortsetzung der Verhandlungen, dass Trumps Argwohn sich vor allem gegen Handelsabkommen mit Niedriglohnländern richtet, was auf die meisten EU-Staaten nicht zutrifft. Andererseits scheint der US-Präsident der EU nicht wohlgesonnen zu sein. Zudem ist Deutschland kürzlich ins Visier der US-Administration geraten – vermeintlich sei der deutsche Handelsbilanzüberschuss ein wesentlicher Grund gegen TTIP. Hier darf man sich noch auf einige unliebsame Überraschungen gefasst machen.
GROSSBRITANNIEN: Trump hat offenbar große Sympathie für den Brexit und signalisiert, dass Großbritannien ganz vorn in der Schlange der Länder steht, mit denen die USA neue bilaterale Handelsabkommen schließen wollen. Das war bei Obama noch ganz anders, als London sich hinten hatte anstellen müssen. Trotzdem werden zukünftige Verhandlungen für die Briten kein Spaziergang sein. Dafür ist UK zu klein im Vergleich mit den USA, die ohnehin als harter Verhandlungspartner bekannt sind.
JAPAN: Donald Trump scheint Japans kräftiges Klopfen an der Tür der USA gehört zu haben, worauf der jüngste Staatsbesuch des japanischen Premier in den USA hindeutet. Doch sollte sich Japan keine Illusionen machen, da seine Verhandlungsposition nicht sehr stark ist. Es weist einen Handelsbilanzüberschuss mit den USA auf und ist zudem aufgrund seiner schwächelnden Wirtschaft ziemlich abhängig von einem florierenden Export in die USA. Daher hatte es auf die Transpazifische Partnerschaft (TPP) gesetzt, der Trump aber eine klare Absage erteilt hat. Trump dürfte als Dealmaker die Anfälligkeit Japans zu nutzen wissen.
KANADA: Die Kritik Trumps an der NAFTA richtet sich weniger gegen den nördlichen Nachbarn (als gegen Mexiko als Niedriglohnland). Zudem beziehen die USA viel Öl aus Kanada. Doch ob Kanada seine sehr guten Handelsbeziehungen mit den USA wirklich uneingeschränkt aufrecht erhalten kann, bleibt noch dahingestellt. Dazu erscheint Trump derzeit zu unberechenbar.
CHINA: Trumps China- Politik ist sehr schwer kalkulierbar. Einerseits ist China wegen seines hohen Überschusses im Handel mit den USA im Fokus der Trump-Kritik. Doch wird sich China angesichts seines großen Selbstbewusstseins wenig gefallen lassen. Es könnte die USA als Vergeltung für mögliche US-Zölle wirtschaftlich empfindlich treffen – etwa indem es die Tätigkeit vieler US-Firmen in China erschwert. Nach anfänglichen politischen Konfrontationen mit Blick auf Taiwan scheint der US-Präsident inzwischen eingebremst worden zu sein und schlägt versöhnlichere Töne an. China und die USA sind wirtschaftlich und geopolitisch zu eng aneinander gebunden, um mit dem Feuer zu spielen.
MEXIKO: Mexiko steht ganz oben auf der Liste der Staaten, die Trump handelspolitisch kritisiert. Er dürfte nicht nur die Zuwanderung aus Mexiko einschränken, sondern auch die Importe. Das würde nicht nur mexikanische Firmen treffen, sondern auch ausländische Betriebe – darunter deutsche Autobauer –, die in Mexiko für den US-Markt produzieren.

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