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Jörg Schmidt auf focus.de Gastbeitrag 21. März 2013

Gehaltsunterschiede: Auf den Vergleich kommt es an

Frauen verdienen 22 Prozent weniger als Männer – bei einem Vergleich der Durchschnittsverdienste. Bei gleichen Bedingungen verdienen Frauen praktisch genauso viel wie ihre männlichen Kollegen.

Die Ansage kam wenig überraschend: Die SPD spricht sich im aktuellen Entwurf ihres Regierungsprogramms für ein Entgeltgleichheitsgesetz aus. Die Forderung leitet sich ab aus der immer wieder heiß diskutierten geschlechtsspezifischen Entgeltlücke. Sie betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamts zuletzt 22 Prozent. Und genau wegen dieser Zahl gibt es den Equal Pay Day, der auf den 21. März 2013 datiert ist. Das bedeutet: Bis zum heutigen Donnerstag müssen Frauen im Durchschnitt über den Jahreswechsel hinaus arbeiten, um den gleichen Vorjahresverdienst wie Männer zu erhalten.

Die kommt dieser hohe Wert von fast drei Monaten Mehrarbeit zustande? Er ergibt sich allein dadurch, dass die durchschnittlichen Verdienste von berufstätigen Frauen und Männern gegenübergestellt werden. Bei dieser Durchschnitts-Berechnung ist aber zu beachten, dass nicht danach differenziert wird, um welche Berufe und Branchen es sich handelt, ob in Teilzeit oder in Vollzeit gearbeitet wird und welche Rolle familienbedingte Auszeiten spielen. Doch all diese und weitere Informationen werden benötigt, um einen möglichst präzisen Vergleich zu erhalten. Wohl auch deshalb hat das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI den Entgeltunterschied im April 2012 zur „Unstatistik des Monats“ erklärt. Man vergleiche da „Äpfel mit Birnen“.

Und wie steht es mit dem oft bemühten internationalen Vergleich, bei dem Deutschland regelmäßig nur auf einem der hinteren Plätze landet? Der Blick über die Grenzen hilft kaum weiter, denn dabei wird übersehen, dass hierzulande mehr als zwei Drittel der Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen und dies in vielen anderen Staaten mit einem geringeren Entgeltabstand oft nicht der Fall ist. Gerade weil in jenen Ländern vor allem niedriger qualifizierte Frauen kaum am Arbeitsmarkt vertreten sind, fallen die durchschnittlichen Löhne von Frauen dort höher aus –und der gemessene Verdienstabstand schrumpft.

Wo also liegen die wirklichen Ursachen der Entgeltungleichheit? Hier wären viele Faktoren aufzuzählen, allen voran sind jedoch die Erwerbspausen zu nennen. Werden diese in einer möglichst umfassenden Rechnung berücksichtigt, kommt heraus: Der Entgeltabstand beträgt lediglich knapp zwei Prozent, wenn Frauen mit Kindern und einer kurzen Auszeit mit Männern verglichen werden, die sich ansonsten nicht von ihnen unterscheiden. Zwar kann man über den genauen Wert der „bereinigten“ Entgeltlücke diskutieren, aber es steht außer Zweifel, dass der weitaus größte Anteil des Entgeltabstands durch objektive Merkmale von Männern und Frauen zu erklären ist.

Wer etwas dafür tun will, dass sich auch die durchschnittliche Entgeltlücke von 22 Prozent schließt, sollte an den Ursachen dafür ansetzen. Hier hat neben der Berufswahl vor allem die folgende Frage Priorität: Wie gelingt es, berufstätigen Eltern mehr Wahlfreiheit zu bieten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern? Angesprochen ist damit der Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige und ein erweitertes Angebot an Ganztagsbetreuungsplätzen. Gerade dadurch ließen sich nicht nur die Erwerbspausen verkürzen, auch der Stundenumfang bei Rückkehr in den Beruf könnte ansteigen. Werden also diese Fragen gelöst, könnte der Equal Pay Day vielleicht schon bald wieder auf Silvester fallen.

Zum Gastbeitrag auf focus.de

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