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(© Foto: Robert Kneschke - Fotolia)
Mara Ewers und Andrea Hammermann auf focus.de Gastbeitrag 21. März 2014

Wie Statistiker die Löhne der Frauen klein rechnen

Der jährliche Vergleich der Durchschnittsverdienste von Männern und Frauen zeigt: Frauen verdienen weniger Geld. Das schreiben die IW-Wissenschaftler Mara Ewers und Andrea Hammermann auf focus.de. Statistiken über hohe Lohnlücken sorgen zwar immer wieder für Schlagzeilen – mehr als rechnerische Spielereien sind sie allerdings oft kaum.

Sind Frauen wirklich schlechter bezahlt als Männer? Auf den ersten Blick ja: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zuletzt unverändert zum Vorjahr bei rund 22 Prozent. Das Frauennetzwerk Business and Professional Women errechnet daraus jährlich den Tag, bis zu dem Frauen über das vergangene Jahr hinaus arbeiten müssten, um das Gleiche zu verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Dieses Jahr fällt der sogenannte Equal Pay Day auf den 21. März.

Was aber steckt hinter der Aussage, dass Frauen für das gleiche Geld fast drei Monate länger arbeiten müssen? Im ersten Moment mag man einen Skandal wittern. Bei genauerem Hinsehen wird aber klar, dass die Lohnlücke von 22 Prozent tatsächlich wenig über geschlechterspezifische Lohnunterschiede aussagt. Der Prozentwert ergibt sich nämlich aus dem Vergleich der durchschnittlichen Stundenlöhne von Frauen und Männern ohne zu berücksichtigen wo, was oder wie viel jemand arbeitet.

Es werden also jeweils die Löhne von Männern und Frauen über alle Branchen, Qualifikationen oder Positionen hinweg zusammengefasst. Der Vergleich umfasst eine Teilzeitkraft im Gastgewerbe dabei genauso wie den Ingenieur, der Vollzeit in der Industrie arbeitet. Für die Frage ob Frauen und Männer ungleich bezahlt werden, ist dies problematisch, da sich die Geschlechter in ihren beruflichen Interessen unterscheiden.

Die Berufswahl ist in Deutschland zum Glück jedem selbst überlassen. Nach wie vor gibt es dabei aber geschlechterspezifische Unterschiede. Während Männer häufiger technische Berufe wählen, ist die Mehrheit der Arbeitnehmer im Gastgewerbe oder auch in Pflegeberufen weiblich. Daher ergibt sich ein Großteil der Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen alleine aus den abweichenden Lohnniveaus in den verschiedenen Branchen. Zudem spielen die hohe Teilzeitquote und längere berufliche Auszeiten von Frauen – Stichwort Kinderbetreuung – eine entscheidende Rolle für Gehaltsunterschiede.

Nicht zuletzt ist das Entgelt auch an die berufliche Qualifikation und die Position im Unternehmen gekoppelt. Während Frauen in ihren Qualifikationen Männern um nichts nachstehen, besetzen sie, wenn auch mit steigender Tendenz, heute noch seltener obere Führungspositionen.

Werden all diese Faktoren bei der Ermittlung der Entgeltungleichheit berücksichtigt, schrumpft die Lohnlücke deutlich auf gerade mal zwei Prozent zwischen Männern und Frauen mit einer Babypause von maximal 18 Monaten. Als Beweis für Diskriminierung taugt aber auch dieser verbliebene Rest nicht.

Lohnunterschiede sind neben den objektiven Einflüssen auch Ausdruck individueller Lohnverhandlungen. Hier spielen unterschiedliche Erwartungen, die eigene Selbsteinschätzung und die Bereitschaft Risiken einzugehen eine wesentliche Rolle. Verhaltensstudien haben gezeigt, dass Frauen dies schwerer fällt, da sie Risiken eher scheuen und auch häufiger ein geringeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben.

Paradoxerweise zeigt die Forschung zur Arbeitszufriedenheit aber, dass gerade Frauen eine höhere Zufriedenheit mit ihrer Arbeit aufweisen. Eine Erklärung hierfür können Erwartungen an den Job sein, die eben nicht nur Gehalt und Karriere oberste Priorität einräumen.

Will man die beruflichen Chancen für Frauen verbessern, kommt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine verlässlichen Kinderbetreuung und organisatorische und zeitliche Flexibilität der Arbeit eine Schlüsselrolle zu. Statistische Zahlenspiele helfen dagegen wenig.

Zum Gastbeitrag auf focus.de

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