Die Wissenschaftler des Kompetenzfelds Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte analysieren, welchen Beitrag berufliche Bildung für Unternehmen leistet.

Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte
Im Fokus steht das duale System der Berufsbildung mit seinen beiden Lernorten Betrieb und Berufsschule. Die Forscher untersuchen, wie sich die duale Ausbildung weiterentwickeln lässt, damit sie dem wirtschaftlichen Strukturwandel, der demografischen Entwicklung, der Internationalisierung und den steigenden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht werden kann. Außerdem identifizieren sie Trends der betrieblichen Weiterbildung und analysieren, wie sich lebensbegleitendes Lernen fördern lässt.
Arbeitsbereiche
Bis vor einigen Jahren dominierte die Sorge, ob alle Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bekommen. Mittlerweile haben die Unternehmen Probleme, genügend geeignete Auszubildende zu finden. Die Wissenschaftler dieses Arbeitsbereichs untersuchen deshalb, wie sich mehr Jugendliche für eine Ausbildung gewinnen lassen. Um die Datenlage zu verbessern, haben sie eine integrierte Ausbildungsberichterstattung entwickelt. Diese ermöglicht eine Gesamtschau der Berufsausbildung und schafft Steuerungswissen, um die Übergänge zwischen Schule, Ausbildung und Arbeitsmarkt zu verbessern. Das Konzept wird inzwischen bundesweit von den Statistikämtern umgesetzt.
Unternehmen können ihre Beschäftigten weiterbilden und damit in ihrer Entwicklung fördern. Um Form, Umfang und Intensität der Weiterbildung sowie die entsprechenden Aufwendungen der Unternehmen zu ermitteln, führt der Arbeitsbereich Weiterbildung seit 1992 alle drei Jahre eine Weiterbildungserhebung durch. Die Befragung zeigt, welche Faktoren Angebot und Nachfrage begünstigen, welche sie hemmen und wie die Politik lebenslanges Lernen im Betrieb unterstützen kann.
Der Erfolg des deutschen Geschäftsmodells beruht unter anderem auf der Zusammenarbeit von Akademikern und beruflich qualifizierten Kräften. Derzeit haben die Unternehmen weniger Probleme damit, genügend Akademiker zu finden – an Mitarbeitern mit Ausbildung mangelt es dagegen zunehmend, und der demografische Wandel wird die Engpässe weiter verstärken. Um den Unternehmen diese Entwicklungen und den daraus resultierenden Handlungsbedarf aufzuzeigen, realisiert das Institut der deutschen Wirtschaft das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung. Das Projekt bietet Personalverantwortlichen aus kleinen und mittleren Unternehmen Handlungsleitfäden und gelungene Beispiele aus dem Unternehmensalltag. In einem kostenlosen Benchmarking können sie testen, wie demografiefest ihre Personalarbeit ist.
Bereits heute sind Fachkräfteengpässe in zahlreichen Branchen und Berufen spürbar. Es gilt daher einerseits für die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften zu werben und die Willkommenskultur in Deutschland zu stärken und andererseits die inländischen Potenziale zu heben. Potenzial bieten etwa die fast zwei Millionen bereits in Deutschland lebenden Personen mit einem ausländischen Berufsabschluss. Viele von ihnen arbeiten jedoch nicht in ihrem erlernten Beruf, weil belastbare Informationen über den Wert ihrer Qualifikation fehlen. Um hier Transparenz zu schaffen, beschreiben IW-Wissenschaftler ausländische Berufsbildungssysteme sowie die dortigen Aus- und Fortbildungsgänge und präsentieren die Informationen auf dem BQ-Portal – dem Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen. Dieses richtet sich in erster Linie an die für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen zuständigen Stellen, aber auch an die Unternehmen. Ein weiterer Schwerpunkt dieses Arbeitsbereichs liegt in der vergleichenden Berufsbildungsforschung. Die Forscher analysieren die europäischen Ausbildungssysteme und leiten daraus Empfehlungen für einzelne Länder ab. Das deutsche System der Berufsausbildung genießt im Ausland hohes Ansehen. Die enge Abstimmung zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem gilt als eine Erklärung dafür, dass sich Deutschland in der Krise gut behauptet und die Jugendarbeitslosigkeit niedrig gehalten hat. Die IW-Experten diskutieren regelmäßig mit Vertretern anderer Länder, wie duale Elemente in der Berufsausbildung gestärkt werden können – etwa im Economic Policy Forum (EPF), einem Netzwerk aus Think Tanks aus Schwellenländern und Industrienationen.
Ansprechpartner

Dirk Werner
Leiter des Clusters Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte
Tel: 0221 4981-712 Mail: werner@iwkoeln.de @DKW_follow
Melanie Behrendt
Senior Communication Manager im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und Netzwerk Q 4.0
Tel: 0221 4981-702 Mail: behrendt@iwkoeln.deStudien und Beiträge aus dem Kompetenzfeld

Fachkräftemangel – keine einfache Lösung durch höhere Löhne
Im Jahr 2022 gab es mehr offene Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte als qualifizierte Arbeitslose. Es sind also schon rein rechnerisch nicht genügend Köpfe da. Daran würden auch höhere Löhne wenig ändern. Es gibt keine einfache Lösung für den Fachkräftemangel. Vieles muss getan werden – und zwar schnell.
IW

Fachkräftemangel: Warum höhere Löhne keine Lösung sind
Immer wieder heißt es, der Fachkräftemangel existiere gar nicht und höhere Löhne würden das Problem zügig lösen. Vertreter dieser Position ignorieren, dass dem Arbeitsmarkt schlicht Hunderttausende passend qualifizierte Fachkräfte fehlen, Tendenz steigend. Zuletzt fehlten 630.000 Menschen – ähnlich viele Einwohner zählt Stuttgart.
IW

Pharmazeutische Kernberufe für Frauen besonders attraktiv
Die pharmazeutische Branche beschäftigt im industriellen Vergleich nicht nur seit langem überdurchschnittlich viele Frauen. Auch der Beschäftigungsaufbau in pharmazeutischen Kernberufen war in den vergangenen Jahren maßgeblich durch Frauen getrieben.
IW

Der Digitalisierung fehlen die Frauen
Digitale Kompetenzen sind für eine erfolgreiche Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft essenziell. Die Nachfrage nach Personal in Digitalisierungsberufen ist deshalb hoch, der Fachkräftemangel aber bremst den Beschäftigungsaufbau. Insbesondere Frauen fehlen in den Digitalisierungsberufen: Der Frauenanteil liegt bei nur 16,3 Prozent. Um das zu ändern, muss bereits in der Schule angesetzt werden.
IW

Weltfrauentag: Größte Lücken in typischen Frauenberufen
Der Fachkräftemangel ist eines der größten Probleme der deutschen Wirtschaft. Aktuell fehlen bundesweit rund 633.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders groß ist die Lücke in der Sozialarbeit, bei Kinderbetreuung und in der Pflege – Berufe, in denen hauptsächlichen Frauen arbeiten, wie neue Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen. Die Belastung auf das Personal wächst.
IW
Fachkräftemangel in Berufen der Halbleiterindustrie
Für Unternehmen der Halbleiterindustrie ist die Gewinnung von Fachkräften existenziell. Der ökonomische Erfolg von Neu- und Ausbau bereits vorhandener Produktionsstätten hängt maßgeblich vom Arbeitsangebot in den Berufen, die für die Halbleiterindustrie relevant sind, ab.
IW

Die regionale Fachkräftesituation in M+E-Berufen
Für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist die Metall- und Elektrobranche von zentraler Bedeutung. Sie leistet wichtige Beiträge im Bereich Wertschöpfung, Produktion und Beschäftigung. Aufgrund ihrer hohen Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationstätigkeit für die Produktion technisch anspruchsvoller und innovativer Produkte ist sie jedoch darauf angewiesen, über entsprechend gut qualifiziertes Personal verfügen zu können.
IW

Konzepte gegen Fachkräftemangel: „Der Trend geht ganz klar nach oben“
Gemeinsam mit Natalie Pawlick (SPD) und Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) spricht IW-Fachkräftesicherungsexperte Alexander Burstedde im Gespräch mit dem Deutschlandfunk über den Fachkräftemangel.
IW
Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland
Digitalisierungsberufe sind für den Erfolg der digitalen Transformation und die digitale Souveränität Deutschlands essenziell. Sie beschreiben Kompetenzprofile, die benötigt werden, um neue digitale Schlüsseltechnologien zu entwickeln und herzustellen oder durch vertiefte technische Kenntnisse und Fertigkeiten deren Nutzung und Verbreitung zu realisieren. Das beinhaltet nicht nur Kompetenzen in Informatik, sondern auch Elektronik und vielem mehr.
IW

Fachkräftemangel: Lücke lässt sich nicht wegdiskutieren
Doch kein Fachkräftemangel? Neue Ausführungen des Bundesarbeitsministeriums lesen sich so, als sei die Lage nicht allzu dramatisch. Dabei bleibt nicht nur die unternehmerische Realität unbeachtet, sondern auch die Statistik wird verkürzt interpretiert.
IW