FAQ

AUF WELCHEN DATEN BASIEREN DIE DARSTELLUNGEN DER GESELLSCHAFTSWAHRNEHMUNG?

Die Daten stammen aus dem International Social Survey Programme (ISSP), einer internationalen Kooperation mehrerer Forschungseinrichtungen, die jährlich eine gemeinsame Umfrage zu sozialwissenschaftlichen Themen durchführen. Die Frage nach der Gesellschaftswahrnehmung wird nur etwa alle zehn Jahre gestellt, zuletzt 2009. Für Deutschland gibt es darüber hinaus eine vergleichbare Erhebung mit nahezu identischen Ergebnissen im Rahmen des Sozio-ökonomischen Panels aus dem Jahr 2011.

IN WELCHEN LÄNDERN WURDE DIE UMFRAGE DURCHGEFÜHRT?

Am ISSP beteiligen sich 48 Länder aller Kontinente. Die Frage zur Einschätzung der Gesellschaftsform wurde in 40 davon gestellt. Die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, die dieser interaktiven Anwendung zugrunde liegt, betrachtet nur die europäischen Länder und die USA. Diese Anwendung beschränkt sich auf die 20 größten der insgesamt 24 untersuchten Länder.

WIE VIELE MENSCHEN WURDEN BEFRAGT?

In den meisten Ländern wurden rund 1.000 Personen befragt. In Deutschland etwa beteiligte sich eine repräsentative Auswahl von 1.395 Personen im Rahmen der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS).

WELCHE FRAGE HABEN DIE IW-FORSCHER AUSGEWERTET?

Zunächst bekommen die Befragten fünf Abbildungen idealtypischer Gesellschaftsformen vorgelegt – so wie auch die Nutzer dieser Anwendung. Darauf ist die Gesellschaft in 7 Schichten unterteilt: Schicht 1 entspricht dem unteren Ende der Gesellschaft, Schicht 7 dem oberen. Die Befragten wählen nun die Abbildung aus, die ihrer Meinung nach am ehesten der tatsächlichen Gesellschaftsform in ihrem Land entspricht.

WIE WIRD AUS DEN VERSCHIEDENEN ANTWORTEN EINE GEMEINSAME GEBILDET?

In jeder Abbildung wird die Gesellschaft in 7 Schichten unterteilt, die durch Balken repräsentiert werden. Um alle Antworten zu einer gemeinsamen Antwort zu aggregieren, wird zunächst der Flächenanteil jedes einzelnen Balkens mit dem Anteil der Befragten gewichtet, die die jeweilige Abbildung ausgewählt haben. Im nächsten Schritt wird die Summe der Flächenanteile gebildet und daraus ein neuer Balken für jede einzelne Schicht für alle Gesellschaftsformen zusammen ermittelt – und die so erzeugten Durchschnittsbalken zu einer neuen Abbildung zusammengefügt.

KANN MAN EINE ABSTRAKTE GESELLSCHAFTSWAHRNEHMUNG MIT EINER KONKRETEN EINKOMMENSVERTEILUNG VERGLEICHEN?

Grundsätzlich kann man die Bevölkerung nach vielen Kriterien in Schichten einteilen – zum Beispiel nach Einkommen, Vermögen, Beruf und Bildung. Die Aufteilung einer Gesellschaft in ein abstraktes „Oben“ und „Unten“ ist aber in der Regel stark von der vermuteten Einkommensverteilung geprägt. Dafür spricht etwa, dass Fragen zur Einschätzung der konkreten Einkommensverteilung auffallend ähnliche Ergebnisse erzielen wie Fragen nach der abstrakten Gesellschaftsform.

AUF WELCHEN DATEN BASIEREN DIE TATSÄCHLICHEN EINKOMMENSVERTEILUNGEN?

Für die europäischen Länder stammen die Daten aus der Haushaltsbefragung der Europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Die Befragung wurde 2010 durchgeführt; die Angaben zum Einkommen beziehen sich aber auf das Jahr 2009 und sind somit vergleichbar mit der ISSP-Befragung zur Gesellschaftswahrnehmung. Einzig für die Schweiz werden Einkommensangaben aus dem Jahr 2010 verwendet, weil keine Angaben aus dem Jahr 2009 vorliegen. Für die USA stammen die Daten aus dem Cross-National Equivalent File (CNEF) der Panel Study of Income Dynamics (PSID); diese beziehen sich ebenfalls auf das Jahr 2009.

WAS BEDEUTET MEDIANEINKOMMEN?

Das Medianeinkommen (auch mittleres Einkommen) ist das Einkommen, das alle Einkommensbezieher in zwei genau gleich große Gruppen teilt: die eine Hälfte hat höhere Einkommen, die andere niedrigere. Das Medianeinkommen ist verglichen mit dem Durchschnittseinkommen robuster gegenüber statistischen Ausreißern. Der Begriff Einkommen meint hier das bedarfsgewichtetes Nettoeinkommen (auch Äquivalenzeinkommen). Dieses berücksichtigt, dass Kinder weniger Geld brauchen als Erwachsene, und dass das Leben günstiger wird, wenn mehrere Menschen zusammenleben. Deshalb wird das gesamte Nettoeinkommen eines Haushalts durch die bedarfsgewichtete Zahl der Haushaltsmitglieder geteilt. Der erste Erwachsene hat den Faktor 1, jedes weitere Haushaltsmitglied ab 14 Jahre den Faktor 0,5, Kinder unter 14 Jahren bekommen den Faktor 0,3.

WIE WERDEN DIE SCHICHTEN DER TATSÄCHLICHEN EINKOMMENSVERTEILUNG ABGEGRENZT?

Die unterste Schicht (Schicht 1) umfasst alle Personen, die über ein bedarfsgewichtetes Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens der gesamten Bevölkerung verfügen. Darüber liegt die sogenannte einkommensschwache Mittelschicht (Schicht 2), die über 60 bis 80 Prozent des Medianeinkommens verfügt. Die Mittelschicht im engen Sinn wird in zwei Schichten eingeteilt (Schicht 3 von 80 bis 110 Prozent und Schicht 4 von 110 bis 150 Prozent des Medianeinkommens). Auch die einkommensstarke Mittelschicht wird in zwei Schichten unterteilt (Schicht 5 von 150 bis 200 Prozent und Schicht 6 von 200 bis 250 Prozent des Medianeinkommens). Die oberste Schicht (Schicht 7) beginnt ab einem Einkommen von 250 Prozent des Medianeinkommens. Die Abgrenzung der Schichten ist immer etwas willkürlich – ähnlich wie beispielsweise die Abgrenzung des Armutsrisikos. In anderen Studien werden für die Schichten zum Teil leicht abweichende Abgrenzungen gewählt.

WAS BEDEUTET „UM KAUFKRAFTUNTERSCHIEDE BEREINIGT“?

Für die Berechnung der Einkommen werden die Unterschiede in der Kaufkraft in den einzelnen Ländern herausgerechnet. Die Einkommen werden also an die Lebenshaltungskosten in Deutschland angepasst. Wenn die Lebenshaltung in einem Land beispielsweise doppelt so teuer ist wie in Deutschland, dann wird das dortige Einkommen rechnerisch verdoppelt, um es besser mit dem Einkommen eines Deutschen vergleichen zu können.